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Wie Corona die Darmflora stört

Wer sich mit Corona infiziert und an Covid-19 erkrankt, hat oft auch Magen-Darm-Symptome. In vielen Fällen kann die Darmflora nachhaltig geschädigt werden. Wichtig: Sie können dagegen etwas tun!

Was passiert bei einer Corona-Infektion?

Wie infiziert man sich eigentlich mit Corona? Die Viren des Typs SARS-CoV-2 dringen über die Atemwege in den Körper ein. Eintrittspforte sind Zellen im Nasen- und Rachenraum, die mit einem bestimmten Rezeptor für spezielle Eiweiße auf der Oberfläche des Virus ausgestattet sind.

Über diese Eiweiße bindet das Virus an die Rezeptoren und dockt so an die Zelle an. Sobald das Virus in die Zelle eingedrungen ist, sorgt es dafür, dass diese Viruskopien produziert. Auf diese Weise vermehrt sich SARS-CoV-2 im Körper. Von der Virusvermehrung spüren infizierte Menschen zunächst nichts. Das Immunsystem allerdings schon. Es versucht nun, die Ausbreitung des Coronavirus wieder in den Griff zu bekommen. Gelingt das nicht, haben die Erreger die Chance, sich von den oberen Atemwegen nach unten in Richtung Lunge auszubreiten. In den Lungenbläschen finden sich weitere Zellen mit den entsprechenden Rezeptoren, sodass sich das Virus dort weiter vermehren kann.

Covid-19 gilt in erster Linie als Atemwegserkrankung, es ist jedoch inzwischen bekannt, dass die Viren fast alle Organe des Körpers angreifen können. Auch den Darm. Dort findet das Virus ebenfalls passende Rezeptorzellen, über die es in die Darmzellen gelangen kann.

Was macht das Coronavirus im Darm?

Schon zu Beginn der Pandemie, im Januar und Februar 2020, untersuchte ein Team der Universität Hongkong die Stuhlproben von Menschen, die an Covid-19 erkrankt waren. Es zeigte sich, dass das Gleichgewicht des Mikrobioms (Gesamtheit aller Bakterien) im Darm empfindlich gestört war.

Es hatte sich zulasten der schlechten Bakterien verschoben: Drei für das gesunde Darmmikrobiom (Darmflora) schädliche Bakterienarten (Ruminococcus gnavus, Ruminococcus torques und Bacteroides dorei) hatten sich unter der Infektion mit SARS-CoV-2 stark vermehrt. Dies führte bei vielen Patienten unter anderem zu Durchfallerkrankungen.

Mehr dazu erfahren Sie in unserem Beitrag. Warum Corona auf den Magen und Darm schlägt.

Der Verlust dieser „guten“ Bakterien war der Studie zufolge außerdem mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Verlauf der Erkrankung verbunden. Die Störung des Mikrobioms im Darm hielt zudem weit über das Krankheitsende hinaus an. Diese Fähigkeit von SARS-CoV-2 wird deshalb auch als Ursache für das sogenannte „Long-Covid“ diskutiert. „Long-Covid“ bezeichnet Langzeitschäden durch die Erkrankung in unterschiedlichsten Organen.

Welche Folgen hat der Angriff auf den Darm für das Immunsystem?

Die Darmflora spielt für das Immunsystems eine sehr wichtige Rolle. Etwa 70 Prozent unserer Immunzellen befinden sich im Verdauungstrakt. Ist die Darmflora gesund, ist auch das Immunsystem in Balance. Das stärkt nicht nur die Abwehrkräfte. Es kann auch zu starke Abwehrreaktionen des Körpers abmildern, die schädlich bis lebensbedrohlich sein können.

Denn durch eine Störung der Darmflora (Mikrobiom im Darm) produziert der Körper verstärkt entzündungsfördernde Botenstoffe, sogenannte Zytokine. Diese Zytokine stehen im Verdacht, das Immunsystem überreagieren zu lassen und so einen Zytokinsturm auszulösen: Dadurch endet die Immunreaktion nicht mehr automatisch, wenn das Virus unter Kontrolle ist.

Vielmehr arbeiten die Immunzellen am Ort der Infektion im Körper weiter, was letztlich das körpereigene Gewebe schwer schädigen kann. Typische Symptome des Zytokinsturms sind hohes Fieber, Übelkeit, Müdigkeit und Schwellungen.


Ein Zytokinsturm kann übrigens nicht nur bei einer Corona-Infektion auftreten, sondern auch bei verschiedenen anderen Viruserkrankungen, beispielsweise bei Ebola oder der Spanischen Grippe.

Aufgrund der Studienergebnisse vermuten verschiedene Experten, dass das gestörte Darmmikrobiom für die Überreaktion des Immunsystems bei einigen Covid-19-Patienten mitverantwortlich sein könnte. Zudem gibt es Hinweise, dass die auch nach Ende der Erkrankung nachweisbare Dysbalance im Darm eine Ursache für „Long-Covid“ sein könnte.

Sie können dagegen etwas tun:

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