Wissen und Informationen rund um das Thema Darmgesundheit.

Depressionen: Was hat der Darm damit zu tun?

Eine gesunde Darmflora (ausgewogenes Darm-Mikrobiom) ist nicht nur für die Darmfunktion von großer Bedeutung. Sie kann wohl auch die Stimmung bei Depressionen verbessern und besser vor Stress schützen.

Was sind Depressionen oder depressive Verstimmungen?

Eine Depression ist eine psychische Erkrankung. Sie wird nach ICD-Code, dem medizinischen Diagnoseschlüssel, in die Schweregrade leicht, mittelgradig und schwer eingeteilt. Auch die sogenannte Dysthymie zählt zu den depressiven Erkrankungen. Kennzeichnend ist hier eine lang andauernde Schwermütigkeit (zum Beispiel Winterblues). Menschen mit einem Burn-out-Syndrom können aufgrund von Überlastung oder Erschöpfung ebenfalls depressive Symptome entwickeln, etwa durch beruflichen Dauerstress oder Mobbing.

Grundsätzlich können Depressionen oder depressive Verstimmungen verschiedene Ursachen haben – meist spielen medizinische, körperliche und genetische Faktoren sowie psychische Einflüsse eine Rolle. Diese können sich auch gegenseitig verstärken. Bis heute sind nicht alle Ursachen für diese psychische Erkrankung vollständig geklärt. Folgende sind möglich:

Körperliche Ursachen: Ein Ungleichgewicht verschiedener Substanzen im Gehirn, darunter Serotonin (Glückshormon), Noradrenalin und Dopamin, kann depressive Verstimmungen begünstigen. Ist das Gleichgewicht gestört, werden die Impulse zwischen den Nervenzellen nicht richtig übertragen. Das kann sich negativ auf die Gefühle und Stimmungen der Betroffenen auswirken.

Auch Erkrankungen der Schilddrüse können depressive Verstimmungen auslösen. Denn Schilddrüse und Psyche stehen in einem engen Zusammenhang. Die Depression ist dann ein Symptom einer Schilddrüsenunterfunktion. Diese wiederum ist oft Folge der Autoimmunerkrankung „Hashimoto“ (medizinisch: Hashimoto-Thyreoiditis).

Genetische Ursachen: Mehrere Studien mit Zwillingen konnten außerdem zeigen, dass auch die Gene bei Depressionen eine Rolle spielen. Depressionen treten familiär gehäuft auf. So haben Angehörige ersten Grades ein um 50 Prozent erhöhtes Risiko, ebenfalls zu erkranken.

Stress und Lebensumstände: Stress ist einer der größten Faktoren für eine Depression. Stresssituationen bremsen im Gehirn die Produktion von Serotonin. Hält Stress über Jahre hinweg an, besteht das Risiko, dass sich die Serotoninproduktion nicht wieder normalisiert. Die Serotoninkonzentration bleibt niedrig, was zu depressiven Verstimmungen führt. Auch belastende Ereignisse im Lauf des Lebens können Auslöser sein. Etwa Liebeskummer, der Verlust eines nahestehenden Menschen, Einsamkeit, aber auch eine Geburt (Baby-Blues).

Wie hängen das Mikrobiom im Darm und Depressionen zusammen?

Billionen Bakterien und andere Mikroorganismen besiedeln unseren Darm quasi als Untermieter. Diese Organismen lassen sich zahlreichen Arten zuordnen, die sich im gesunden Darm in einem gut ausbalancierten Gleichgewicht befinden. In ihrer Gesamtheit spricht man vom Mikrobiom – früher sagte man Darmflora. Ist das Mikrobiom intakt, funktioniert unser Darm und wir fühlen uns wohl.

Doch was passiert, wenn die „Untermieter“ sich nicht normal verhalten? Wenn sich etwa eine Art zu stark vermehrt und dabei andere, für Verdauung und Stoffwechsel wichtige Arten, verdrängt? Seit geraumer Zeit vermutet man, dass sich die negativen Folgen solcher Störungen des Mikrobioms im Darm nicht nur auf die Verdauung beschränken, sondern den gesamten Organismus beeinträchtigen können: Möglicherweise trüben sie auch die Stimmung und verursachen Stress. Letzterer schlägt bekanntlich auf den Magen – und den Darm.

Die „Mikrobiom-Darm-Hirn-Achse“: Auf den ersten Blick erscheint es natürlich seltsam, dass die Mikroorganismen des Darms in irgendeiner Form mit der Stimmungslage oder mit Stress zu tun haben könnten. Diese Zusammenhänge wurden jedoch in den vergangenen Jahren näher untersucht. So konnte eine Tierstudie zeigen, dass die Mikrobiom-Darm-Hirn-Achse bei der Behandlung von Depressionen mehr beachtet werden sollte. Weitere Studien haben gezeigt, dass bestimmte Darmbakterien eine direkte Ursache für Depressionen sein könnten. Ein verändertes Mikrobiom und die Funktionsstörung der Mikrobiom-Darm-Hirn-Achse verursachen also möglicherweise psychische Störungen. Im Umkehrschluss könnte die Behandlung dieser Funktionsstörung Depressionen wohl lindern.

Eine belgische Studie hat die Zusammensetzung des Darm-Mikrobioms von Menschen mit und ohne Depressionen verglichen. Die Forscher entdeckten deutliche Unterschiede: Es zeigte sich, dass im Darm-Mikrobiom depressiver Menschen die ansonsten weit verbreiteten Bakterienarten Coprococcus und Dialister fehlten. Bei Menschen mit hoher Lebensqualität ließen sich die beiden Mikroorganismen dagegen regelmäßig im Darm nachweisen. Ob und wenn ja auf welche Weise diese Bakterienarten unsere Stimmung tatsächlich beeinflussen, ist noch nicht endgültig geklärt. Im Fall des Bakteriums Coprococcus fanden die Forscher eine mögliche Beziehung zwischen Funktion und emotionaler Stimmung: Coprococcus spielt wahrscheinlich bei der Synthese des Stimmungsaufhellers Dopamin eine wichtige Rolle.

Stuhltransplantation lindert Depressionen bei Mäusen

Wie wichtig der „richtige“ Darminhalt für die emotionale Stimmung sein kann, zeigt eine experimentelle Studie bei Mäusen. Offensichtlich haben depressive, ängstliche Mäuse ein anderes Mikrobiom als gesunde, aktive Tiere. Das konnte durch Stuhltransplantationen nachgewiesen werden. Überträgt man den Stuhl gestresster Tiere auf gesunde Mäuse, kann es auch bei diesen zu depressiven Zuständen kommen. Umgekehrt werden ängstliche Mäuse, die in keimfreier Umgebung aufgewachsen sind, nach Transplantation des richtigen Stuhls mutiger, aktiver und weniger ängstlich. Das Darmmikrobiom scheint sich bei Mäusen also direkt auf die emotionale Stimmung auszuwirken. Warum nicht auch beim Menschen?

Besondere Bedeutung hat dabei der Stoffwechsel der im Darm lebenden Bakterien – auch beim Menschen. Die Darmbakterien unterstützen den menschlichen Stoffwechsel und helfen bei der Herstellung bestimmter Substanzen, für deren Bildung dem Körper selbst die notwendigen Werkzeuge fehlen. Der Mensch hat sozusagen bestimmte Stoffwechselvorgänge an das Mikrobiom „ausgelagert“.

So kann der Körper die Aminosäure Tryptophan nicht selbst herstellen, sondern muss sie aus dem Speisebrei im Darm aufnehmen. Tryptophan ist für unser emotionales Gleichgewicht von großer Bedeutung, da es der Grundbaustein für das Glückshormon Serotonin ist. Neben dem Speisebrei im Darm gibt es eine zweite Quelle für Tryptophan: Einige Darmbakterien können Tryptophan direkt bilden und stellen es dem Körper für die Serotonin-Herstellung zur Verfügung.

Fehlen diese Bakterien im Darm, weil sie zum Beispiel durch andere Keime verdrängt worden sind, sinkt das Tryptophan-Angebot und es wird weniger Serotonin gebildet. Häufig reicht dann das Tryptophan aus der Nahrung nicht mehr aus, um genügend Serotonin zu bilden. Eine gestörte Darmflora kann deshalb nicht nur die Verdauung beeinträchtigen, sondern möglicherweise auch unsere Stimmung verschlechtern.

Helfen Probiotika auch gegen Depressionen?

Probiotika werden mit dem Ziel eingesetzt, die gesunde Darmflora zu stärken und unerwünschte Keime zurückzudrängen. Diese Produkte  enthalten lebende Bakterien, deren Vermehrung im Darm erwünscht ist. So lässt sich ein gestörtes Darmmikrobiom normalisieren. Dadurch wird auch die Vermehrung von Bakterien, die in der Lage sind, Tryptophan zu bilden, gefördert. So kann der Körper potenziell mehr Serotonin bilden, was zu einer besseren Stimmung beiträgt. Bestimmte Probiotika konnten in Studien auch Stress reduzieren. Die positive Wirkung von Probiotika bei depressiven Verstimmungen ist im Tierversuch bereits gut belegt- Erste kleinere Studien am Menschen lieferten ebenfalls positive Hinweise. Noch fehlt es jedoch noch an großen klinischen Studien.

Probiotika verbessern nachweislich die Zusammensetzung der Darmflora und können dadurch auch die emotionale Stimmung aufhellen. Ein Ersatz für eine gezielte medikamentöse Therapie mit Antidepressiva und gegebenenfalls eine Psychotherapie sind sie jedoch nicht. Das gilt vor allem für Menschen mit mittleren und schweren Depressionen. Wer unter Depressionen oder Angsterkrankungen leidet, der braucht eine fachärztliche Behandlung, Probiotika können in diesen Fällen jedoch unterstützend ausprobiert werden, nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt. Gleiches gilt für depressive Stimmungen.

TIPP:

Mit dem medizinischen Hochleistungs-Probiotikum für ein „gutgelauntes“ Darm-Mikrobiom.

Ausblenden