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Verstopfung: Wenn nichts mehr geht

Verstopfung (Obstipation) kann die Lebensqualität stark beeinträchtigen. Doch niemand spricht gerne darüber. Dabei gibt es gute Möglichkeiten, die Abhilfe schaffen.

Es gibt wahrscheinlich kaum jemanden, der nicht irgendwann einmal unerfreuliche Erfahrungen mit Verstopfung (Obstipation) gemacht hat. Zwischen 20 und 25 Prozent aller Erwachsenen hierzulande leiden immer wieder darunter. Aber auch Kinder sind betroffen. Mit steigendem Alter treten Verstopfungen häufiger auf, wobei Frauen öfter darunter leiden als Männer.

Wann spricht man von chronischer Verstopfung?

Im Normalfall sind Obstipationen vorübergehend. Der normale Stuhlgang stellt sich meist nach zwei, drei Tagen wieder ein. Aber „normal“ ist ein dehnbarer Begriff. Wer vor der Verstopfung täglich Stuhlgang hatte, für den ist dreimal wöchentlich nicht normal, obwohl das innerhalb der Norm liegt. Denn zwischen dreimal täglich und dreimal wöchentlich Stuhlgang gilt medizinisch als absolut in Ordnung. Doch wann liegt eine chronische Verstopfung vor?

Für diese Diagnose haben Ärzte bestimmte Kriterien aufgestellt. Davon müssen innerhalb des vergangenen halben Jahres mindestens zwei Punkte für mindestens drei Monate zutreffen:

  • Heftiges Pressen bei mindestens einem Viertel aller Stuhlgänge
  • Harter Stuhlgang bei mindestens einem Viertel aller Stuhlentleerungen
  • Das Gefühl der unvollständigen Entleerung bei mindestens einem Viertel aller Stuhlgänge
  • Das Gefühl, dass die Entleerung blockiert ist
  • Einläufe oder ähnliche Maßnahmen sind bei mindestens einem Viertel aller Stuhlgänge als Hilfe nötig
  • Zwei oder weniger Stuhlentleerungen pro Woche

Eine Verstopfung liegt also erst dann vor, wenn weniger als dreimal pro Woche Stuhl entleert wird. Und chronisch wird das Problem erst, wenn diese Frequenz über Wochen anhält. Dabei steht für die Betroffenen die Häufigkeit gar nicht im Vordergrund. Nur jeder Vierte gibt eine Stuhlfrequenz von höchstens zweimal pro Woche an. Das weitaus größere Problem für Patienten mit Verstopfung sind Völlegefühl, schmerzhafter, harter Stuhlgang oder die Notwendigkeit, stark zu pressen.

Wie entsteht eine Verstopfung?

Grundsätzlich gilt: Verstopfung ist keine eigenständige Krankheit, sondern ein Symptom. Gefährlich ist sie zwar nicht – vorausgesetzt, der Arzt hat körperliche Ursachen sicher ausgeschlossen. Der Zustand als solches ist jedoch für die Betroffenen störend und belastend. Man unterscheidet je nach Ursache drei verschiedene Formen der Obstipation:

  • Funktionelle Obstipation, etwa aufgrund von Stress, durch das Reizdarmsyndrom oder unterdrückten Stuhlgang. Organische Ursachen liegen nicht vor.
  • Kologene Obstipation, auch slow-transit Obstipation genannt, aufgrund von Darmträgheit. Dabei ist die Darmbewegung (Peristaltik) gestört. Der Darminhalt wandert zu langsam durch den Dickdarm. Dabei wird dem Stuhl zu viel Wasser entzogen, sodass er hart und fest wird. Diese Form kommt häufig bei neurologischen Erkrankungen wie Multipler Sklerose oder Parkinson vor. Aber auch in der Schwangerschaft, durch hormonelle Veränderungen im Alter und bei Schilddrüsenunterfunktion kann der Darm träge werden.

Wenn die Beschwerden über mehr als drei Monate anhalten oder Warnsymptome wie zum Beispiel Blut im Stuhl oder unerklärlicher Gewichtsverlust bestehen, empfiehlt sich spätestens dann der Gang zum Arzt, damit behandlungsbedürftige Erkrankungen als Ursache ausgeschlossen werden können.

Was sind Risikofaktoren für Verstopfung durch Darmträgheit?

Im Vergleich zur funktionellen oder anorektalen Obstipation ist die kologene Verstopfung deutlich häufiger. Sind Medikamente und Krankheiten als Ursache auszuschließen, können die Lebensgewohnheiten der Grund dafür sein, dass der Darm träge geworden ist: Zu wenige Ballaststoffe in der Nahrung, eine zu geringe Trinkmenge und mangelnde Bewegung sind mögliche Ursachen. Vielen Betroffenen hilft schon eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten mit mehr ballaststoffreichen Lebensmitteln auf dem Speiseplan.

Wer schnell herausfinden will, ob er mit ballaststoffreicher Ernährung die Verdauung anregen kann, sollte einen mehrtägigen Versuch mit Weizenkleie, Leinsamen oder Chiasamen machen. Süßigkeiten, insbesondere Schokolade, Fast-Food sowie Weißmehlprodukte gilt es hingegen zu meiden.

Zu den Nahrungsmitteln, die besonders reich an Ballaststoffen sind, gehören Obst (auch Trockenfrüchte), Gemüse (vor allem Hülsenfrüchte) sowie Vollkornprodukte (Knäckebrot, Müsli).

Auf welche Weise lässt sich die Verdauung noch anregen?

Aus wissenschaftlicher Sicht weniger gut belegt sind die Empfehlungen, ausreichend zu trinken und sich mehr zu bewegen. Da viele Betroffene hier gute Erfahrungen gemacht haben, wird dies ebenfalls empfohlen. Führt die Änderung des Lebensstils nicht oder nicht in ausreichendem Maß zu einer Besserung, gibt es verschiedene Abführmittel (Laxanzien), die überwiegend als gut verträglich gelten, auch bei regelmäßiger Anwendung. Diese haben verschiedene Wirkungen. Einige regen die Darmtätigkeit an, andere binden Wasser im Darm, was den Stuhl weich und gleitfähig macht und wieder andere erhöhen das Volumen der verdauten Nahrung.

Ob Abführmittel bei dauerhaftem Gebrauch abhängig machen, wird unter Experten kontrovers diskutiert. Eine Abhängigkeit ist derzeit durch Studien nicht belegt. Gleiches gilt auch für die Wirksamkeit bei chronischer Verstopfung – sprich: ob die Wirkung bei häufiger Einnahme abnimmt. Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen empfiehlt, darmreizende Abführmittel nur in speziellen Fällen (lange Bettlägerigkeit, nach Operationen). Wann immer möglich, sollten jedoch Abführmittel bevorzugt werden, von denen kein Missbrauch bekannt ist. Dazu gehören wasserbindende Mittel wie Lactulose oder natürliche Quellmittel wie Leinsamen, Flohsamenschalen oder Weizenkleie.

Können Probiotika bei Verstopfung helfen?

Eine weitere natürliche Alternative zur Behandlung der Verstopfung sind Probiotika. Sie können sowohl bei der funktionellen Obstipation als auch bei Verstopfung durch Darmträgheit eingesetzt werden. Lediglich für die anorektale Verstopfung, die auf Verletzungen am After basiert, werden sie aufgrund fehlender Studien derzeit nicht empfohlen.

Aber was sind Probiotika überhaupt? Rund 100 Billionen Mikroorganismen von mehreren 1.000 Arten bevölkern den gesamten Darm. Dabei handelt es sich überwiegend um Darmbakterien. Diese Gesamtheit nennt man Mikrobiom (früher: Darmflora). Die Zusammensetzung des Mikrobioms kann in einzelnen Darmabschnitten sehr unterschiedlich sein. Am höchsten ist ihre Dichte im Dickdarm.

Im Zusammenhang mit Darmerkrankungen und Verdauungsstörungen hat die Forschung in den vergangenen Jahren mehr und mehr den Blick auf die Keimbesiedlung des Darms gelenkt. Bei diesen Keimen handelt es sich nicht um Krankheitserreger, sondern um einen wichtigen Teil des Körpers. Obwohl inzwischen viele Details über Zusammenhänge zwischen den Darmbakterien und der Regulation von Körper- und Stoffwechselfunktionen bekannt sind, ist nach wie vor unbekannt, was ein gesundes Mikrobiom ausmacht. Aber: Eine Untersuchung von Patienten mit Verstopfung zeigte, dass die Verteilung der Bakterienstämme anders war als bei den gesunden Patienten.

Probiotika fördern grundsätzlich die Darmfunktion. Sie sollen die Zusammensetzung des Mikrobioms im Sinne einer gesunden Darmfunktion beeinflussen. Das bedeutet: Mit Probiotika werden dem Körper gute Bakterien zugeführt, die sich im Darm ansiedeln und schädlichen Bakterien quasi den Platz streitig machen sollen. Zu den ältesten Probiotika zählt das Bakterium E. coli Stamm Nissle 1917, ein natürliches Darmbakterium. Präparate aus diesem Bakterientyp werden zur Behandlung verschiedener Darmerkrankungen, darunter auch Verstopfung, eingesetzt. Der Nissle-Stamm von E. coli gehört zu den bestuntersuchten Probiotika. Aufgrund der hohen Sicherheit können Probiotika deshalb auch in der Schwangerschaft bei Verstopfung eingesetzt werden.

Der E. coli Stamm Nissle 1917 (EcN) ist nach dem Arzt Alfred Nissle benannt, der die wachstumshemmende Wirkung auf Salmonellen beobachtet hatte und diesen besonders wirksamen E. coli-Stamm isolierte. Bereits im Jahr 1917 wurde das Bakterium zur Behandlung von Darm- erkrankungen eingesetzt.

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