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Antibiotika: Wenn die Arznei Ärger macht

Antibiotika werden bei bakteriellen Infektionen eingesetzt. Sie bekämpfen die schädlichen Bakterien. Aber auch die Guten. Das kann als Nebenwirkung zu Durchfall führen.

Was sind Antibiotika?

Antibiotika sind Arzneimittel mit Wirkstoffen, die gegen Bakterien wirken. Der Name stammt aus dem Griechischen und kann mit „gegen das Leben“ (anti = gegen, bios = Leben) übersetzt werden. Bereits 1877 entdeckte Louis Pasteur, dass sich einige Bakterienarten gegenseitig am Leben hindern. Den Durchbruch für die Behandlung bakterieller Infektionen brachte 1928 die zufällige Entdeckung des Penicillins durch Alexander Flemming.

Neben Penicillin wurden mit der Zeit weitere Antibiotika entwickelt, zum Beispiel Tetracycline, Aminoglykoside, Fluorchinolone oder Makrolide. Die meisten neuen Antibiotika wurden in den 1990er-Jahren eingeführt. Aktuell sind in Deutschland rund 2.000 verschiedene Präparate mit antibiotischer Wirkung zugelassen. Es gibt solche, die bakteriostatisch wirken, also die Bakterien an der Vermehrung hindern, und solche, die bakterizid wirken. Diese Wirkstoffe töten die Bakterien.

Wann werden Antibiotika eingesetzt?

Antibiotika werden ausschließlich bei bakteriellen Infektionen eingesetzt, etwa bei Lungenentzündungen, Blasenentzündungen, Zahnwurzelentzündungen oder Entzündungen der Haut. Gegen Viren (zum Beispiel bei der echten Grippe oder einer Erkältung) wirken sie nicht. Die zu häufige und unsachgemäße Einnahme von Antibiotika kann darüber hinaus Resistenzen fördern. Das bedeutet, dass immer mehr Bakterienarten gegen die derzeit bekannten Wirkstoffe unempfindlich werden, sodass die Medikamente nicht mehr wirken.

Antibiotika gehören in Deutschland zu den am häufigsten verschriebenen Arzneimitteln. 600 bis 700 Tonnen werden pro Jahr in der Humanmedizin verbraucht. Grundsätzlich wirkt jedes Antibiotikum nur gegen bestimmte Bakterien, der Arzt muss also abschätzen, welches Bakterium voraussichtlich für die Infektion verantwortlich ist. Das ist beispielsweise bei einer Lungenentzündung, die bei Erwachsenen oft von Pneumokokken verursacht wird, einfacher als bei einer Blasenentzündung, bei der mehrere Erreger infrage kommen. In solchen Fällen wird häufig ein Breitbandantibiotikum verschrieben, also eines, das gegen mehrere Erreger gleichzeitig wirkt.

Zu den typischen Nebenwirkungen von Antibiotika gehören Übelkeit, Magenverstimmungen oder allergische Reaktionen. In seltenen, schweren Fällen kann es zu einer Colitis, also zu einer Entzündung des Dickdarms kommen. Frauen leiden nach einer Antibiotika-Einnahme nicht selten unter einer vaginalen Pilzinfektion. Doch die weitaus häufigste Nebenwirkung von Antibiotika ist Durchfall. Zwölf bis 25 Prozent aller Patienten, die Antibiotika einnehmen, sind davon betroffen. Der Antibiotika-assoziierte Durchfall (AAD) kann bereits nach der ersten Einnahme, aber auch erst einige Wochen nach Absetzen des Antibiotikums auftreten.

Warum verursachen Antibiotika häufig Durchfall?

Antibiotika bekämpfen Bakterien. Sie töten sie ab oder hemmen ihre Vermehrung. Das ist einerseits gut, denn so wird auch die Erkrankung bekämpft. Der Nachteil: Die Wirkstoffe unterscheiden nicht zwischen guten und schlechten Bakterien. Deshalb töten sie nicht nur die krankmachenden Bakterien ab, sondern auch die Guten, die den Körper schützen, im Darm leben und Teil des sogenannten Darmmikrobioms sind.

Diese Bakterien sind vor allem im Dickdarm angesiedelt und haben unterschiedliche Funktionen. Manche zersetzen die Fasern von Ballaststoffen, andere beteiligen sich an der Vergärung von Nahrungsmitteln und wieder andere unterstützen die Erneuerung der Darmschleimhaut, sodass diese gegen „böse“ Erreger gewappnet ist. Sie wirken also positiv nicht nur auf den Darm, sondern auf den gesamten Organismus. Werden diese Bakterien nun von Antibiotika abgetötet oder in ihrer Vermehrung gehemmt, können sie ihren Aufgaben nicht mehr nachkommen.

Das Problem: Beim Abbau von Ballaststoffen entstehen im gesunden Darm als Abbauprodukte kurzkettige Fettsäuren wie Essigsäure, Propionsäure und Buttersäure. Diese braucht der Darm für die Natrium- und Wasseraufnahme und die Gesunderhaltung der Darmschleimhaut. Werden diese Fettsäuren nun nicht mehr ausreichend produziert, weil die guten Bakterien weitgehend fehlen, so kann der Darm weniger Wasser aufnehmen. Das bleibt im Darm und verwässert den Stuhl. Dabei handelt es sich um sogenannte osmotische Durchfälle – der Stuhl ist weich, ungeformt und sehr voluminös.

Die zweite Ursache für Antibiotika-Durchfall ist eine Überwucherung des Darms mit schädlichen Keimen, etwa durch das Bakterium Clostridium difficile. In geringen Mengen gehört es ebenfalls zum Darmmikrobiom. Nimmt es überhand, verursacht es schwere Infektionen, zu deren Symptomen plötzlich einsetzende schwere, komplett wässrige Durchfälle gehören. Eine Clostridium-difficile-Infektion (CDI) kann auch massive Entzündungsreaktionen im Dickdarm auslösen. Die Durchfälle sind dann meistens auch blutig.

Kann sich das Darmmikrobiom nach Antibiotika-Einnahme wieder erholen?

Die gute Nachricht vorab: Das Darmmikrobiom regeneriert sich wieder. Aber das kann dauern. So haben Wissenschaftler aus Dänemark, China und Deutschland kürzlich untersucht, wie und in welchem Zeitraum sich das Darm-Mikrobiom nach der Einnahme von Antibiotika wieder erholt. Es ging dabei um Antibiotika, die der Arzt verordnet, wenn gängige Präparate nicht mehr wirken.

Den Erkenntnissen der Forscher zufolge dauerte es fast ein halbes Jahr, bis das ursprüngliche Mikrobiom wiederhergestellt war. Die erneute Besiedlung erfolgte stufenweise – zunächst mit schädlichen Keimen. Erst nach und nach gewannen die guten Bakterien wieder die Oberhand. Manche empfindliche Bakterienart kehrte gar nicht mehr zurück. Auch hatte sich die Anzahl der Resistenz-Gene erhöht. Das bedeutet, dass mehr Bakterien als vorher gegen die verabreichten Antibiotika unempfindlich waren.

Nach Abschluss einer Antibiotikatherapie können Probiotika mit lebenden Darmbakterien helfen, das gesunde Mikrobiom wieder aufzubauen. Sie werden als Kapseln eingenommen. Gegen akuten Durchfall während der Antibiotika-Einnahme helfen sie nur bedingt, da solche Probiotika meist auch durch das Antibiotikum angegriffen werden.

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