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Morbus Crohn: Entzündung im Verdauungstrakt

Patienten mit Morbus Crohn leiden im Alltag unter krampfartigen Bauchschmerzen und chronischem Durchfall. Die schubförmig verlaufende Krankheit ist nicht heilbar, aber behandelbar.

Was ist Morbus Crohn?

Morbus Crohn gehört zu den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED). Davon gibt es zwei sehr bekannte Erkrankungen: die eine ist Morbus Crohn, die andere Colitis ulcerosa. Beide ähneln sich in weiten Teilen, was die Diagnose nicht immer einfach macht. Zu den wichtigsten Unterschieden gehört die Ausbreitung im Verdauungstrakt.

Die Colitis ulcerosa ist auf Mast- und Dickdarm beschränkt und befällt in seltenen Fällen auch den letzten Abschnitt des Dünndarms (Ileum). Bei Morbus Crohn hingegen können alle Bereiche des Verdauungstraktes befallen werden. Am häufigsten tritt Morbus Crohn im letzten Abschnitt des Dünndarms auf (35 Prozent), oft in Kombination mit einem Befall des Dickdarms (45 Prozent). Nur bei 20 Prozent der Patienten ist ausschließlich der Dickdarm entzündet.

Anders als die Colitis ulcerosa breitet sich Morbus Crohn zudem nicht kontinuierlich aus, sondern kann verschiedene Einzelabschnitte im Darm befallen – diese hängen nicht zwingend zusammen. Ein weiterer Unterschied: Morbus Crohn kann alle Schichten der Darmwand betreffen, Colitis ulcerosa nur die oberste Schleimhautschicht.

Morbus Crohn verläuft in Schüben, denen jeweils Phasen ohne Beschwerden (Remissionen) folgen. Sowohl Häufigkeit als auch Stärke der Schübe und die Dauer der Remissionsphasen können von Patient zu Patient sehr unterschiedlich sein. Während einige Betroffene seltene Schübe mit Beschwerden und lange symptomfreie Zeiten haben, tritt die Darmerkrankung bei anderen deutlich heftiger und mit häufigeren Entzündungsschüben auf. Morbus Crohn ist nicht heilbar, bei richtiger Behandlung unterscheidet sich die Lebenserwartung jedoch nicht von der gesunder Menschen. Etwa zehn Prozent aller Betroffenen sind durch die Erkrankung und deren Komplikationen so stark eingeschränkt, dass sie dauerhaft behindert sind.

Welche Ursachen und Symptome hat Morbus Crohn?

Nach wie vor sind nicht alle Ursachen für Morbus Crohn endgültig geklärt. Am häufigsten wird eine Fehlfunktion des Immunsystems vermutet, aber auch genetische Faktoren können eine Rolle spielen. So haben 20 Prozent der Patienten ein verändertes Gen in ihrem Erbgut. Die Verbreitung in der Bevölkerung liefert keine weiteren Aufschlüsse über mögliche Ursachen. Die meisten erkranken erstmals im Alter zwischen 20 und 30 Jahren, am häufigsten sind Nordeuropäer und Europäer angelsächsischer Abstammung betroffen. Raucher leiden doppelt so oft unter Morbus Crohn wie Nichtraucher, weshalb auch der Nikotinkonsum als eine mögliche Ursache angesehen wird. Zum Ausbruch der Erkrankung tragen vermutlich mehrere Faktoren gemeinsam bei.

Die Symptome von Morbus Crohn richten sich auch danach, welcher Abschnitt des Verdauungstraktes betroffen ist. Sehr häufig kommen krampfartige Bauchschmerzen vor, außerdem Durchfall. Aber auch Blähungen, Fieber, Appetitlosigkeit sowie Übelkeit mit Erbrechen sind möglich. Aufgrund der Durchfälle verlieren Betroffene häufig Gewicht und sind angeschlagen. Je nachdem, welcher Darmabschnitt befallen ist, kann Nährstoffmangel auftreten – am häufigsten von Eisen, Kalium, Kalzium, Magnesium, Folsäure, Vitamin D und Vitamin B 12.

Tritt die Krankheit schon im Kindesalter auf, kann es zu Wachstumsstörungen kommen. Morbus Crohn kann außerdem vielfältige Folgeerkrankungen außerhalb des Verdauungstraktes auslösen. Dazu gehören Entzündungen von Haut, Gelenken oder Augen, Nieren- oder Gallensteine. Komplikationen der Krankheit können unter anderem Abszesse im Bauch sowie Fisteln im Afterbereich und Analfissuren sein. Nach langer Krankheitsdauer ist bei Morbus Crohn -Patienten mit mit einem ausgedehnten Dickdarmbefall, das Risiko für Darmkrebs (Kolonkarzinom) ebenfalls stark erhöht.

So wird Morbus Crohn behandelt

Da die Ursachen von Morbus Crohn nicht vollständig bekannt sind, kann die Behandlung auch nicht an der Ursache ansetzen. Folglich orientiert sich der Arzt bei der Therapie der Darmerkrankung daran, die beschwerdefreien Phasen soweit möglich zu verlängern und somit die Lebensqualität der Patienten zu erhöhen. Kortisonpräparate mit Wirkstoffen wie Prednison oder Budesonid sollen die Entzündungen lindern. Mesalazin, ein Wirkstoff aus der Gruppe der Salicylate, der bei Colitis ulcerosa das Mittel der Wahl ist, ist bei Morbus Crohn weniger wirksam als Kortisonpräparate, wird aber bei akuten Schüben oder zur Remissionserhaltung nach Operationen ebenfalls verschrieben. Gegen die Durchfälle setzt der Arzt meist den Wirkstoff Loperamid ein. Er dämpft die Darmbewegung, wodurch der Stuhl länger im Darm bleibt und stärker eingedickt werden kann. Bei Fisteln sind Antibiotika mit dem Wirkstoff Metronidazol das Mittel der Wahl. Je nach Stärke des Schubs kann eine Ernährungsumstellung unterstützend wirken.

Was bewirken Probiotika bei Morbus Crohn?

Während für die chronisch-entzündliche Darmerkrankung Colitis ulcerosa verschiedene Studien nachweisen konnten, dass Probiotika in der Behandlung eine ähnlich gute Wirkung haben wie das Standardmedikament Mesalazin, ist ihre Wirkung bei Morbus Crohn weniger gut erforscht. Zwar ist inzwischen bekannt, dass im Darmmikrobiom (Darmflora) von Morbus-Crohn-Patienten bestimmte Darmbakterien fehlen, jedoch ist noch unklar, inwieweit sich Probiotika, die eben diese Bakterien enthalten, auf die Krankheit auswirken. Zumal nicht alle dieser fehlenden Keime auch als Probiotikum erhältlich sind. Das gilt insbesondere für das Bakterium Faecalibacterium prausnitzii, dem eine Schutzwirkung bei Morbus Crohn nachgesagt wird.

Neben dem Fehlen bestimmter Bakterien ist jedoch auch schon seit langem klar, dass sich die Darmflora von CED-Betroffenen grundsätzlich vom Mikrobiom gesunder Menschen unterscheidet. Auch weiß man, dass das Mikrobiom im Darm eine wesentliche Rolle bei der Krankheits-Entstehung und -Aufrechterhaltung spielt. Das „wie“ hingegen ist noch unklar. Ein bestimmter Keim, der die Erkrankung gezielt auslöst, konnte bislang nicht gefunden werden.

Lediglich eine Minderung der Vielfalt im Mikrobiom von CED-Patienten konnte nachgewiesen werden – quasi ein Artensterben im Darm. Erfolge zeigte eine Pilotstudie, die die Wirkung von Probiotika in Kombination mit Prednisolon bei Morbus Crohn untersucht hat. Dabei war die Kombination Prednisolon plus Probiotika in der Rezidivprophylaxe wirksamer als Prednisolon zusammen mit einem Scheinmedikament (Placebo).

Das für CED mit am besten dokumentierte Probiotikum ist Escherichia coli Nissle 1917, zu dem es die meisten Daten gibt. Die Deutsche Gesellschaft für Verdauungs-und Stoffwechselkrankheiten empfiehlt es daher in ihrer Leitlinie bei Colitis ulcerosa als Alternative zu Mesalazin zur Erhaltung der Remissionsphase. Ob und inwieweit das Probiotikum auch bei Morbus Crohn Mesalazin ersetzen könnte, ist noch nicht endgültig geklärt.

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